Grundschule an der Paul-Singer-Straße

Mit Spaß lernen und lehren

Wer war Paul Singer?

Wie fast alle Bremer Schulen trägt unsere Schule den Namen der Straße, an der sie liegt; aber nur wenige kennen Paul Singer.

Er wurde 1844 in Berlin geboren, lebte also zur Zeit Bismarcks. Er wurde zunächst kaufmännischer Angestellter, gründete aber 1861 mit seinem Bruder zusammen eine Fabrik für Damenmäntel.

Damals hatten Fabrikarbeiter ein elendes Leben. Sie mussten 10 Stunden am Tag und mehr für kümmerlichen Lohn arbeiten; wenn sie krank waren, erhielten sie gar kein Geld, und Altersrente gab es auch noch nicht. Wenn sie für bessere Bedingungen streikten, wurden sie entlassen und auf ,,Schwarze Listen" gesetzt, so dass sie niemand wieder einstellte.

Paul Singer behandelte nicht nur seine Arbeiter besser, sondern er unterstützte die Bestrebungen, das Los der Arbeiter zu verbessern. Er gab Spenden an den 1863 gegründeten ,,Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" und wurde 1869 Mitglied der von Bebel und Liebknecht neu gegründeten ,,sozialdemokratischen Arbeiterpartei". Das war damals nicht ungefährlich. Bebel und Liebknecht wurden 1872 zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. 1878 brachte Bismarck im Reichstag das ,,Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" durch, das die Tätigkeit für sozialistische Parteien mit Strafe und Ausweisung bedrohte. Paul Singer ließ sich aber nicht entmutigen. 1882 überließ er die Fabrik seinem Bruder, um sich ganz der Politik zu widmen. Er unterstützte die illegale Organisation der SDAP, wurde 1884 Abgeordneter in der Berliner Stadtverordnetenversammlung und im Reichstag. Er gab 1884 eine Zeitung, das ,,Berliner Volksblatt" (später ,,Vorwärts") heraus und wurde 1885 Fraktionsvorsitzender der SDAP. 1886 wurde er deshalb aus Berlin ausgewiesen.

1890 wurde er einer der beiden Vorsitzenden der SPD, zu der sich SDAP und der Allgemeine  Deutscher Arbeiterverein zusammengeschlossen hatten, und erlebte den Sieg der sozialdemokratischen Sache. Das Sozialistengesetz wurde aufgehoben, und von Wahl zu Wahl stieg die Stimmenzahl der SPD.

 

Neben Paul Singer (2.v.l.sitzend) sehen wir auch August Bebel (3.v.l.sitzend)

und den ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert  (2.v.l.stehend)

 

Bis zu seinem Tode 1911 blieb Singer Vorsitzender. Ein Jahr später wurde die SPD die stärkste Partei im Reichstag.

Ein Mann wie Paul Singer, der sich - obwohl Unternehmer - so für die Interessen der Arbeiter eingesetzt hat, verdient es, dass sein Name der Vergessenheit entrissen wird.

Heinz Hartmann

Schulleiter der Schule an der Paul-Singer-Straße

(1987)

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